Der Notfall auf See ist etwas, welchem niemand gerne begegnen möchte. Umso wichtiger ist es etwas dazu zu schreiben. Ich füge an diese Seite ein PDF an, welches ich mir gerne an Bord einer Yacht aufhänge, damit jeder meiner Mitsegler weiß, was zu tun ist – insbesondere wenn ich dann doch mal über Bord gehen sollte. Dieser Ablauf ist bewusst für unbedarfte Mitsegler beschreiben, damit diese auch verstehen, was zu tun ist.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist unter der Telefonnummer +49 421 537070 weltweit erreichbar. Im Zweifel kann sie einen auch mit einer Seenotzentrale in einem anderen Land verbinden, oder zumindest die richtige Telefonnummer heraus suchen. Aus den deutschen Netzen sind sie auch unter 124124 zu erreichen. Am Besten sind beide Nummern bei einer Seefahrt ins Handy auf Kurzwahl zu legen.

Telefon ist ja gut und schön – sofern man Empfang hat. In der Regel ist nach spätestens 10 Kilometern Schluss. Im Internet finden sich auch hier und da andere Angaben. Natürlich ist der Empfang auch abhängig von der Höhe der Antenne, da die Funkmasten „geradeaus“ abstrahlen und sich die Erde krümmt. Spätestens nach 36km ist allerdings selbst mit einer „hohen“ Antenne Schluss, da die Paketumlaufzeit eines digitalen Datenpaketes zwischen Antenne und Mobilfunkgerät zu lang ist, sodass der Funkturm das Gerät abweist. Man könnte zwar noch Netze auf seinem Gerät sehen, jedoch kann sich das Gerät in keinem Netz mehr einbuchen, da es aufgrund der Entfernung nicht schnell genug antwortet.

Also sollte man auf ein Funkgerät ausweichen, wenn es zu einem Notfall kommt. Auf hoher See wurde das so genannte Global Maritime Distress and Safety System (GMDSS) eingeführt. Das Gebiet A1 hat eine Ausdehnung von 30–40 sm (56–74 Kilometer) zur Küste, sodass es, sofern man keine Weltumrundung plant, sehr wahrscheinlich ist, dass man jemanden erreicht. Selbst man nicht die Küste erreicht, erreicht man jedes Schiff, welches sich in der Nähe befindet.

Ein Funkgerät im GMDSS ist mit einem so genannten DSC (Digitaler Selektivruf) ausgestattet. Der DSC sendet beim Drücken der Notfalltaste (bei den meisten Geräten die rote Distress Taste für 5 sekunden gedrückt halten, damit der Ruf raus geht!!) zum einen die Information an alle Stationen, dass ein Notfall vorliegt. Wenn das Funkgerät an ein GPS angeschlossen ist, sendet DSC ebenfalls die Position mit.

Auch wenn es einen geregelten Ablauf der Kommunikation gibt, gilt die Regel „Not kennt kein Gebot“. Wer sich also nicht mit dem Funkgerät auskennt, drückt für mindestens 5 Sekunden die Notfalltaste und schaltet, sofern es das Gerät nicht von allein tut, auf Kanal 16, um einen Notfall zu melden. Natürlich dürfen auch alle anderen Kanäle verwendet werden, jedoch halten alle Schiffe auf Kanal 16 eine Empfangsbereitschaft für Notfälle und nautische Warnungen.

Doch bevor nun gleich die Artillerie gerufen wird, sollten wir vielleicht die unterschiedlichen Notfälle feststellen und vor allem festhalten, was denn nun ein Notfall ist. Natürlich liegt es immer im Ermessen des Betroffenen. Im Zweifel dann eben doch lieber jemanden zur Hilfe rufen, bevor es zu Personenschäden kommt, jedoch nicht wenn das Toilettenpapier oder die Biervoräte zu neige gehen!

Ein schönes Ablaufschema zum Funkverkehr habe ich hier gefunden.

Diesen Zettel hänge ich in Form mit den jeweils gültigen Daten (Schiffsname / Rufzeichen/ MMSI) am Funkgerät auf.

Was tun bei Mann über Bord / Frau über Bord

Als erstes mal „Mann/Frau über Bord“ rufen, sodass jeder weiß, dass jemand über Bord gegangen ist und jeder an Deck helfen kann die Person zu bergen.

Sollte die Maschine laufen und der Steuermann bemerken an welcher Seite die Person über Bord gegangen ist, sollte er auskuppeln und mit dem Heck von der Person weg navigieren.

Rettungsmittel werfen!

Dies kann der Rettungskragen sein, der am hinteren Teil der Charteryacht befestigt ist, oder ein Rettungsring, der ebenfalls am Heck des Schiffes befestigt ist. Bei Nacht eine schwimmfähige Leuchte hinterher werfen, sofern vorhanden. Wenn vorhanden eine schwimmfähige Markierungsboje hinter der Person her werfen, da diese weit aus dem Meer heraus ragt.

Eine Person bestimmen, die ab sofort NICHTS ANDERES mehr tut, als die über Bord gegangene Person im Auge zu behalten und darauf zu zeigen. Auf keinen Fall die Person aus den Augen verlieren. Gegebenenfalls muss erst Abstand genommen werden, um wieder an die über Bord gegangene Person heran zu fahren. Bei Wellengang kann eine Person, die nur noch mit dem Kopf aus dem Wasser guckt, und dazu noch eine dunkle Rettungsweste angezogen hat (hoffentlich) schwer erkennbar werden.

Mann-über-Bord Taste oder WPT Taste (Waypoint) auf dem GPS drücken. Auf einem Raymarine System sieht die Taste so aus: waypoint

Die Taste macht nichts anderes als die GPS Position zu speichern, bei der die Person über Bord gegangen ist. Außerdem setzt sie das GPS Gerät in die Funktion immer den Weg zu diesem Wegpunkt zu zeigen.

Dann: Ruhe bewahren. Auch wenn es stressig ist.

Sollte sich kein erfahrener Segler an Bord befinden, wird die Person unter Motor geborgen. Also: Motor an! Danach sind die Segel zu bergen oder zumindest, wenn keiner weiß wie man die Segel runter bekommt, sind mal alle Schoten zu lösen. Die Segel flattern dann zwar wie Hölle, aber üben keinen Druck mehr auf das Schiff aus, sodass der Motor einen auch da hin bringen kann, wo man hin möchte. ACHTUNG! Der Baum des Großsegels schwenkt aus, wenn der Wind von unterschiedlichen Richtungen kommt! VORSICHT!

Am Besten gegen den Wind die Person ansteuern. Lieber eine kleine Extra-Runde drehen. Aber nur eine kleine. Jede Sekunde zählt, allerdings hilft es nicht, wenn man mit dem Wind 5 Meter neben der Person zum stehen kommt und man dann nicht mehr ran kommt, da der Wind einen weg drückt. Oder man mit Motor versucht zur Person zu kommen und dann feststellt, dass die bewusstlose Person in der Schraube hängt. Fleischsalat will an dieser Stelle niemand!

Wer möchte, kann sich auch eine animierte PowerPoint Präsentation zu dem Thema herunter laden: LINK.

Was tun bei Wasser in der Bilge, oder im Salon

Zuerst mal heraus finden, ob es sich um Salzwasser oder Süßwasser handelt. Bei letzterem ist die verfügbare Menge begrenzt. Man macht sich auf die Suche nach einem Loch im Tank oder in der Leitung. Bei ersterem sieht die Lage schon schwieriger aus. Befindet sich ein Loch im Rumpf, oder ist eines der Ventile undicht? Kann man das Leck mit einem Pfropfen abdichten oder anderweitig stopfen? Auf jeden Fall sollte man schon mal die Bilgepumpe anschalten. Die kümmert sich darum, dass Wasser aus dem Innenraum des Schiffes heraus kommt.

Was tun bei einem Gasleck

Auf keinen Fall Feuer anzünden, irgend einen Schalter betätigen, oder irgendetwas, was mit Strom zu tun hat in die Hand nehmen. Als erstes versuchen das Gasleck zu schliessen. Dann checken, ob Gas ins innere des Schiffes gelangt ist. Von dort das Gas heraus pumpen. Am besten mit einem Kunststoff-Blasebalg oder einfach mit einem Eimer (ja, ich weiß, dass es auf dem Schiff Pütz heisst) heraus schütten. Das dauert lange, aber ist die sicherste Methode.

Was tun bei einem Brand

Löschen! Ist der Brand gerade am Herd ausgebrochen, kann man ihn am Besten von oben herab mit einer Löschdecke löschen. Brennt der Motor-Innenraum, sod ist zuerst die Kraftstoff-Zufuhr zu unterbrechen (dazu gibt es einen Hahn) und dann durch die Öffnung am Niedergang mit Löschmittel in den Motor-Raum zu sprühen. Nicht die Klappe zum Motor-Raum öffnen! Wir wollen dem Brand ja nicht noch Sauerstoff geben. Wenn etwas anderes brennt, so nahe wie möglich heran gehen und den Brandher direkt mit dem Löschmittel des Feuerlöschers löschen. Nicht das Zeug im Innenraum des Schiffes großflächig verteilen. So ein Inhalt einer Löschflasche ist endlich und letztlich sollte etwas Löschmittel für den Brandherd übrig bleiben.